Hallo Ski-Interessierte!
Ich habe noch etwas mehr Erfahrug im Skilanglauf als auf Cross-Skates. 2017 werde ich aber vielleicht meine Ski-Kilometer mit meinen Cross-Skating-Kilometern überbieten können.
Das Problem Sklanglauf zu lernen liegt bei mir sehr lange zurück, so dass ich mich kaum noch erinnern kann, aber ich tausche mich viel mit Ski-Anfängern und Skilehrern aus.
Ja, Bremsen ist ganz anders. Auch die Belastung auf dem Ski, die Last auf die Ferse zu legen ist beim Cross-Skating Grundlage, bei Ski-Skating aber die Ausnahme. Und der Abstoß, wei auch das ganz Schneegefühl ist deutlich unterschiedlich.
Ich denke, der durchschnittliche Cross-Skater ist zwar vielleicht etwas fitter als ein Hobby-Skilangläufer, weil er im Jahr mehr trainiert, aber Schneegefühl hat er nicht und hat daher als Anfänger mit Ski-Skating mehr Probleme als ungekehrt, wenn ein Ski-Skater auf Cross-Skates umsteigt. Aber beides ist erlernbar und beide Sportarten können voneinander profitieren. In zwei Wintersaisons haben wir im Arbeitskreis versucht, die Unterschiede zu erfassen und zu definieren. Das war am Anfang nicht leicht, wurde dann aber immer logischer. Das Problem ist, dass es eine große Schnittmenge der beiden Sportarten gibt, aber eben auch die Bereiche, die keine Gemeinsamheiten haben oder sogar gegensätzlich sind. Skilanglauf ist nicht-gleich Cross-Skating im Winter (und umgekehrt). Jetzt gehe ich einmal mehr ins Detail.
Bindung: Die Binding mit Fersenhebe-Option ist vor allem ein Schutz gegen Verletzungen beim Stürzen man braucht sie nicht zwangsläufig zum Ski-Skating. Besonders bergab und bei schnellen Reaktionen wäre eine feste Bindung besser für die Kontrolle, aber wenn es schief ginge, wäre das Verletzungrisiko erheblich größer. Ein Freiheitsgrad mehr macht da viel aus. Man kann sich mit einer Ski-Bindung länger abstoßen. Wer sehr stabil im Sprunggelenk ist, kann das sinnvoll tun, aber auch für Profis ist es nicht immer sinnvoll. Hobbysportlern tut ein langer Abstoß oft gar nich so gut. Mit hoher Bewegungsfrequenz am Berg halten auch die Profis engen Kontakt zur Bindung und stoßen sich tendenziell sogar in die Ferse hinein ab. Die Klapp-Option verstärkt aber auch viele Fehler, wenn man ermüdet oder Störungen von außen dazu kommen. Sinnlos ist es für den Gelegenheits-Ski-Skater, den hochtrainierten Skiprofis nachzueifern und den Bein-Abstoß besonders lang zu ziehen. Der Abstoß ist dann oft sehr labil und der Kanteneinsatz oder die Kontrolle leiden. Außerdem bekommen viele das (zu) weit ausgestreckte Bein kaum noch anständig wieder rangeholt und skaten dann zu breit oder unsicher.
Ein Volks-Skating-Ski, wäre in meiner Vorstelung, etwa nur 120 cm lang (= leicht und handlich), etwas breiter und hätte ein leichte Sicherheits-Bindung, bei der die Ferse nicht abhebt. Das wäre ein geiles Teil in Abfahrten und beim Bremsen und Stahlkanten würde ich auch noch dranmachen.
Abstoß und Lastverteilung: Ganz einfach beim Cross-Skating, wenn auch für manche schwer zu lernen - die Ferse hat immer eine hohe Belastung. Die Wade hat mehr Haltefunktion und hält den Cross-Skate beim Abstoß stabil. Auf dem Ski kann man den Fuß "abrollen" also die Wade dynamischer zum Abstoß einsetzen, aber verliert dabei auch zunehmend die Kontrolle. Subjektiv ist das zwar "entspannter", wenn es einen dadurch aber häufiger hinbröselt, aber wieder nicht mehr. Ich hatte den Vorteil am Anfang beim Cross-Skating schon 80 % zu können, weil ich zu den fortgeschritten Ski-Skatern gehörte. Aber der Unterschied ist wichtig, die restlichen 20 % waren interessant. Teilweise ganz anders, oft aber auch bemerkenswert sinnvoll beim Ski-Skating einzusetzen, obwohl es nicht in den DSV-Lehrmaterialien steht. Bergauf fahre ich jetzt wesentlich fersenbelasteter auf Skiern und es scheint besser zu gehen, als meine frühere Technik. Ansonsten steht man auf Skiern eher mit neutraler Schwerpunktlage, also normalerweise nicht fersenlastig, aber auch nicht unbedingt zu sehr vorne. Man wechselt etwas, je nach Situation.
Wenn beim Abstoß ganz über den großen Zeh (die "Foto-Pose") macht und der Ski rutscht dabei, hat man in der Regel verloren, platsch, das war's. Auf Schnee fällt man ja angenehmer, aber man sollte es eben nicht übertreiben mit der Beinstreckung bis in die vorderste Fußspitze hinein. Das habe ich vom Cross-Skating gelernt.
Bremsen: Auf keinen Fall beim Bremse auf Skiern "nach hinten setzen" wie man das auf Cross-Skates tut, dann setzt man sich nämlich in den Schnee. Den Schneepflug gut üben, bis man ihn gut beherrscht und auch beherzt und mit sicherer Schwerpuntklage einsetzt.
Kanteneinsatz: Den gibt es bei Cross-Skates nicht und man lernt ihn auch nicht auf Cross-Skates. Beim Ski ist es immer das Spiel zwischen Kanteneinsatz und Flächeneinsatz worauf es ankommt. Anfänger kanten den Ski beim Gleiten oft zu stark ab (beim Gleiten ist das von Nachteil) und beim Abstoß oft nicht stark genug. Schlechte Cross-Skater stehen auch auch oft viel zu "X-ig" und trauen sich nicht den Cros-Sakte gerade zu stellen (und dann oft auch nicht den Ski), was beim Cross-Skate zumindest Kraft spart. Der Ski geht jedenfalls außerdem noch richtig gut ab, wenn man ihn sauber flächig einsetzt.
Schneegefühl: Den Schnee richtig einzuschätzen und seine Technik angemessen darauf einzustellen geht nur durch Erfahrung. Ski-Skater lernen aber auf Skiern auch kein "Bodengefühl" das die Cross-Skater lernen müssen und mit den Thema Rolleigenschaften im Gelände haben sie oft auch keine Erfahrung, wie ich selbst feststellen musste. Jeder Sport hat sein "Gefühl": Wassergefühl beim Schwimmen, der "runde Tritt" beim Radfahren und solche Dinge.
Profis gläzen durch besonders hohe Einschätzungsfähigkeit des Schnees, aber auch sie bröselt's oft noch hin. Man muss eben sehr schnell richtig reagieren. Stürze sind auf Skiern trotzdem viel häufiger als mit Cross-Skates, aber durch den Schnee oft nicht so dramatisch.
Timing: Das ist etwas anders beim Ski-Skating. Man muss etwas experimentieren, um das selbst herauszufinden, aber das scheint auch der Grund zu sein, dass ich auf Cross-Skates etwa 8 bis 10 cm längere Stöcke bevorzuge, als auf Skating-Skiern und damals haben sie mich schon für verrückt gehalten, weil ich immer gern sehr lange Stöcke genommen habe.
Stilarten: Bei Cross-Skating geht mehr und ist auch mehr sinnvoll. Permanentschub-Skating geht aber auch auf Skiern, ich habe mich schon früher gewundet, warum es nicht eingesetzt wird. Trainieren tun das die Profis auch manchmal, erstaunlich, oder? Sonst sieht man es aber so gut wie nicht, schon gar nicht im Wettkampf. Wahrscheinlich wegen der aufrechteren Oberkörperhaltung (nicht "renntauglich"), die ich aber sehr angenehm finde. Der asymmetrische Zweitakter hat seine Daseinberechtigung mit Skiern, auf Cross-Skates weniger, also man bleibt automatisch symmetrischer mit Cross-Skates, wenn man nicht gerade sinnlos den "Ole Einar" macht. Andere Sitlarten sind mit Skiern schwieriger oder sinnloser. So gesehen ist Cross-Skating stilistisch vielfältiger.
Ich denke, dass ich da noch einiges vergessen habe, aber ihr könnt mich gerne fragen. Oder auch Frank, der war nämlich im Arbeitskreis auch dabei und hat die Biomechanik ganz gut analysiert.
Wer Ski-Skater lernen will, sollte einen Kurs machen, der Skirurlaub ist zu kurz, um lange allein runzumachen. Und freut euch, wenn euch der Ski-Lehrer korrigiert.
Fröhliches Skaten, worauf auch immer!
Stefan