Hallo Frank, hallo Forum!
Ich habe von Frank einen kurzfristigen Gastzugang bekommen, weil ich ihm zugesagt
hatte einen Veranstaltungsbericht zu schreiben. Hier kommt also mein Report von
den heutigen Süddeutschen Cross-Skating Meisterschaften in Frankfurt:
Am Vatertag habe ich noch nie Sportwettkämpfe gemacht, aber nach 3 Jahren
Wettkampfabstinenz reizte es mich wieder einmal sehr, Wettkampfatmosphäre zu
schnuppern und die Ausschreibung zu den Süddeutschen Meisterschaften hatte ich
schon seit März im Auge. Seit fast 4 Jahren rolle ich jetzt auf Skikes durch
Südhessen und nun sollte es Gelegenheit geben, zu zeigen, was ich kann. Um
ehrlich zu sein, ich wusste es nicht.
Nun, da standen wir, vier Damen und zehn (oder elf) Herren, bereit alles zu geben
um im Enkheimer Ried um den Titel zu kämpfen. Die Route war allen bekannt,
weil alle Teilnehmer aus der Region waren und die beiden aus Groß-Gerau auch alte
Frankfurter waren. Genauer gesagt, kannte ich die Route noch vom Laufen aus meiner
Zeit als Marathonläufer, so dass ich mich schon nicht verfahren würde.
Die Wettkampfbesprechung war sehr umfangreich und als fast jeder Stein erwähnt
wurde, bekam ich Zweifel, ob ich den Wald nicht unterschätzt hatte. Die Männer
hatten zwei Runden zu etwas mehr als 10 km zu fahren und eine kleine
Abschlussrunde um das Enkheimer Ried. Die Frauen hatten nur eine große Runde,
dafür am Ende aber drei kleine.
Zweifel hatte ich auch an meiner Ausrüstung. Alle anderen hatten Rückentaschen
oder sogar Trinkrucksäcke dabei. Als Langstreckenläufer hatte ich, bis auf den
Autoschlüssel, auf jeden Ballast verzichtet. Nur Frank war ebenso spartanisch
ausgerüstet wie ich.
Beim Warmfahren war ich unsicher, wie warm es noch werden würde, noch waren es
angenehme 20 Grad.
Dann gingen wir zum Start. Der Startplatz war gut gewählt, die Start-Ziel-Gerade
bestand aus einem etwa 150 Meter langen Streifen Asphaltdecke, nur falls es zu
Endspurts kommen sollte, wie mir versichert wurde. Sollte es hier so heiß
hergehen?
Es gab sogar eine Zuschauertribüne, in Forum eines Hügels, von wo aus uns
spontan zwei oder drei Familien beim Start anfeuerten. Der Start ging dann sehr
zivilisiert und rücksichtsvoll über die Bühne. Aber nicht weniger langsam. Das
Tempo das hier vorgelegt wurde, war unglaublich hoch und sehr berauschend.
Viellicht lag es am Asphalt, der bald durch einen Naturweg abgelöst wurde.
Nein, auch hier unvermindert hohes Tempo. Dieser Weg war Extraklasse, ich fand
ihn sehr schnell und ich bewegte mich schon an dritter Stelle im Feld. War ich
zu schnell oder die anderen zu langsam?
Es ging zunächst einmal direkt um das "Ried", ein knapp 500 Meter langer See der
von einem Naturschutzgebiet umgeben war. Diese erste Runde um den See ließ
sogar einen Blick in die Landschaft zu, was ich aber sofort bereute, als ich
einmal deutlich strauchelte. Hinter mir musste dadurch jemand bremsen und mir
wurde bewusst, dass wir drei an der Spitze uns noch lange nicht vom Rest
des Feldes abgesetzt hatten. Es waren ja auch erst 1,5 km gefahren. Peter war
hinter mir in die Eisen gestiegen und ich entschuldigte mich bei ihm, er sah es
aber locker. Im Schlepptau hatte er noch seine Frau dabei. Wir waren vorne also
noch zu fünft, nein, eigentlich waren die ersten beiden schon zu weit weg, schon
fast 100 Meter.
Sofort kam etwas Ruhe auf und der Rest der Runde um das Ried ging auf einem
erstklassigen feingeschotterten Weg, leicht bergab, fast zurück zum Startpunkt.
Nach knapp 3 km, Rundenende und mein Schnitt lag über 18 km/h. Ich nahm etwas
raus. Peter war mit seiner Frau bereits zurückgefallen, vor mir war, ich weiß
den Namen nicht mehr, und Frank war längst über alle Berge, die es in diesem
Wald gar nicht geben sollte.
Bei km 3,5 wurde der Weg rauer. Mein Tempomacher war jetzt knappe 100 Meter vor
mir, ich ertappe mich, wie ich auf die Uhr schaute, um den Abstand in Sekunden
zu ermitten. Ich ermahnte mich, mein Rennen zu fahren, der dritte Platz bei
Süddeutschen Meisterschaften wäre schon ein toller Erfolg. Besser wäre es, ihn
zu verteidigen, bevor noch von hinten jemand kommt.
Der Boden wurde immer schwerer, zahlreiche, ich nenne es einfach
„Naturkopfsteinpflaster-Abschnitte“ zwangen zur Aufmerksamkeit. Jetzt ging es
leicht bergauf und der leicht feuchte Sandboden kostete Kraft. Ich hielt den
Abstand zu meinem Schrittmacher, was mich beruhigte, denn meine Stärke war
früher oft die zweite Wettkampfhälfte. Nach gut 5 km ging es am zweiten von
drei Seen vorbei.
Die Landschaft war eigentlich zu schön um durch sie hindurchzurasen, wir waren
immer noch sehr schnell, aber es fühlte sich noch gut an. Als ich den See
umrundet hatte, sah ich zwei Verfolger nicht allzuweit hinter mir, zwei Männer,
also war mindestens einer von ihnen aufgeschlossen. Sollte ich mich einholen
lassen, um in einer Dreiergruppe Kraft zu sparen?
Doch der Weg wurde jetzt sehr rau, was volle Konzentration erforderte. Nach
7 km bog ich in einer Haarnadelkurve scharf ab um dann eine Autobahnbrücke zu
erklimmen. Mein Pacemaker machte einen guten Eindruck und er stürmte regelrecht
den Berg vor mir hoch. Ich hielt mich etwas zurück, da ich kein beherzter
Abfahrer bin. Bergab war mein ferner Begleiter zunächst außer Sichtweite, aber
auf der nächsten Geraden konnte ich ihn wieder sehen. Er hatte seinen Vorsprung
auf 40 Sekunden ausgebaut. Ich hoffte, dass hinter mir eben so viel Abstand war.
Bei km 8 sollte der schönste Teil der Runde kommen, eine Umrundung des Waldsees,
was aber auch der schwierigste Teil werden konnte. Zu dumm, noch bevor ich auf
die Seerunde abbiegen konnte, kam mir schon Frank entgegengerast, dass mussten
schon einige Minuten Vorsprung sein.
Die Runde war sehr schön, aber schwer. Zwei kurze, giftige, geschotterte Anstiege
und zwei, mir bereits bekannte, Querschwellen, brachten mich jetzt an meine
Grenzen. Nach 9 km wieder "fester Boden" unter den Füßen, aber alles schwankte
noch ein wenig. Ich hatte überzockt und nahm erst einmal das Tempo deutlich
heraus. Mein Verfolger lag eine beruhigende viertel Seerunde zurück. Im
Gegenverkehr kamen mir noch ein paar Mitstreiter und alle Frauen entgegen, es
ging zurück zur Autobahnüberführung. Bei den Frauen war der Rennverlauf wohl
etwas spannender als bei den Männern, drei führten im Pulk, eine lag etwas
zurück. Aber das Gemeine war, sie sahen kaum angestrengt aus und sie
unterhielten sich anscheinend, wie frech!
Ich sah auch wieder meinen Pacemaker vor mir, es hatte ihn scheinbar rund um
den Waldsee mindestens genauso gebeutelt wie mich. Der Abstand betrug nur noch
knappe 35 Sekunden, aber zum Aufschließen zitterten mir noch zu sehr die Beine.
Über die Autobahn ging er dann weniger dynamisch zur Sache. Ich nahm sogar noch
etwas Tempo raus um die Abfahrt sicher zu schaffen. Es wurde wärmer und mir war
klar, dass ich zu schnell begonnen hatte - ich nahm nochmals Tempo heraus. Und
ich hätte gern etwas getrunken, doch jetzt musste ich den Preis für "unbeschwertes"
Cross-Skating zahlen. Hoffentlich hielten die Reifen, ich würde bei einer Panne
vielleicht nur einen Platz verlieren und nahm mir vor, auch bei weiteren
Wettkämpfen nicht mehr ohne Ersatzrad im Gepäck anzutreten.
Die ersten 10 km in fast genau 38 Minuten, das konnte nicht bis zum Ende gut
gehen und gut ging es mir auch nicht mehr. Jetzt kam wieder die schöne Runde um
das Ried. Sie lief leicht und ich erholte mich etwas. Nun konzentrierte ich mich
vor allem auf einen guten Stil und ein gute Ideallinie. Das half mich wieder
besser zu fühlen. Ohne meinen Schatten, der mir voraus eilte, hätte ich nicht
bemwerkt, dass dies ein Wettkampf war, dann sonst bekam ich niemanden mehr zu
Gesicht.
Dann wieder vorbei an dem zweiten See ohne Namen. Mein Zugpferd lag zwar noch
motiviernd vor mir, aber ich konnte mir kaum vorstellen, diesen eindeutigen
Abstand an irgend einer Stelle auf dieser Runde zufahren zu können. Oder war
der Absatnd geringer geworden? Ich wollte messen, aber bei km 16 forderte der
raue Weg so viel ab, dass ich mehrere Fahrfehler machte und ich zweifelte jetzt
sogar, ob ich die 23 Kilometer überhaupt schaffen würde. Malte, konzentrier dich!
Dann "beruhigte" sich der Boden und auch meine Bedenken. Doch, mein Mitstreiter
war nicht größer geworden, sondern mein Abstand kleiner. Keine 20 Sekunden
trennten mich von ihn und ich begann zu taktieren. Ich nahm mir jetzt fest vor,
ihn einzuholen. Am besten kurz nach dem Waldsee, weil ihn die schwere Umrundung
offenbar noch mehr in Mitleidenschaft gezogen hatte, als mich. Aber der Abstand
schrumpfte schon jetzt, weil ich unbewusst beschleunigt hatte. Kurz vor der
Autobahnbrücke war ich 5 Sekunden hinter ihm. In seiner Stärke, Bergauf, wollte
ich ihn nicht angreifen, aber auch nicht viel verlieren. Natürlich sah er mich
und trat an, was deutlich kraftloser aussah als auf der ersten Runde. Dieses Tempo
traute ich mir noch zu und hängte mich dran. Ich kam dann sogar näher und dann
ging meinem Tempomacher plötzlich die Luft aus und kurz bevor wir oben waren,
überholte ich ihn. Er grinste nur und meinte, "zu schnell angegangen". "Ich auch,
Danke für’s ziehen", antwortete ich.
Bergab hing er dann aber noch an mir dran und kam sogar näher. Dann hörte ich
seinen Stock kratzen, weil er offenbar einen Fahrfehler gemacht hatte. Frank hatte
uns extra vorher noch vor einer tiefen Abfahrtshocke gewarnt. Dann schloss mein
Mitstreiter auf, in tiefer Abfahrtshocke!
Ich ließ ihn schließlich wieder vorbei, weil ich mir bessere Chancen beim
Endspurt ausrechnete.
Vor der Runde um den Waldsee, überholte ich ihn aber wieder kurzentschlossen,
weil ich mir sicher war, dort einen Vorsprung gut zu machen. So war es auch.
Nun an zweiter Stelle war es schwer den Vorsprung zu messen, aber ich hörte
keine Stockgeräusche von hinten und schätze, dass ich gut 50 Meter voraus sein
musste.
Bei der letzten Überquerung der Autobahnbrücke gab ich aus taktischen Gründen
etwas Gas, was überflüssig war, wie sich später herausstellte. Bergab bereute
ich mein beherztes Vorgehen, denn ich war dabei sehr unsicher auf den Beinen.
Der Boden war ab jetzt toll und ich zweifelte nicht mehr daran gut anzukommen,
wenn auch alles immer kraftloser wurde und mein Hals trocken war.
Die letzte kleine Runde um das Ried lag noch vor mir und ich kam auf die
Zielgerade, zwei Skater waren vor mir, aber zum Glück war Frank noch nicht im
Ziel. Zu früh gefreut!
Von rechts hinten kam etwas Blaues aus der Riedrunde geschossen, ich wich nach
links aus uns hörte von hinten nur ein kurzes „bleib links“, was ich sowieso
vor hatte. Frank spurtete rechts an mir vorbei und hing fast 10 Meter vor mir
über die Ziellinie. Er hatte noch Luft für ein: „Super, weiter so“.
Dann überholte ich eine Frau und kurz danach eine weitere Frau, die sichtbar
langsamer war als die andere.
Diese letzte Runde genoss ich und kam zu dem Schluss, dass die Streckenauswahl
ideal getroffen war. Leicht beginnen, leicht beenden und in der Mitte eine
Strecke die zwar leicht zu laufen, aber für Cross-Skating schon sehr
anspruchsvoll war. Immerhin ging es ja um den süddeutschen Meistertitel. Dann
aber als die Ziellinie näher kam, spürte ich, dass meine bisher längste Strecke
über 44 km auf Asphalt weniger anstrengend gewesen war, als dieses
23,3 km-Rennen. Für einen Endspurt fehlte dann doch die Kraft. Als ich in
1 Stunde 29 Minuten ins Ziel wankte, waren schon zwei da. Ich war beruhigt,
denn eine der Gestalten entpuppte sich zum Glück als die erste Frau, Alena aus
Groß-Gerau, die ihre 18,5 km in sagenhaften 1:21 Stunden geschafft hatte. Aber
ich hatte es immerhin zum Süddeutschen Vizemeister im Cross-Skating gebracht.
Mein Verfolger lag am Ende fast 3 Minuten zurück. Ein wenig stolz bin ich schon
darauf und sehr glucklich, dass es diesen fantastsichen Sport gibt und solche
kleinen und engagierten Wettkämpfe.
Eins verspreche ich euch allen, wir sehen uns wieder, ich bin jetzt motiviert,
wie zu meinen besten Marathonzeiten vor etwa 6 bis 8 Jahren (Bestzeit 2:34 Std.)!
Malte R.
[Formatierung von der Red. nachgebessert]
Ich habe von Frank einen kurzfristigen Gastzugang bekommen, weil ich ihm zugesagt
hatte einen Veranstaltungsbericht zu schreiben. Hier kommt also mein Report von
den heutigen Süddeutschen Cross-Skating Meisterschaften in Frankfurt:
Am Vatertag habe ich noch nie Sportwettkämpfe gemacht, aber nach 3 Jahren
Wettkampfabstinenz reizte es mich wieder einmal sehr, Wettkampfatmosphäre zu
schnuppern und die Ausschreibung zu den Süddeutschen Meisterschaften hatte ich
schon seit März im Auge. Seit fast 4 Jahren rolle ich jetzt auf Skikes durch
Südhessen und nun sollte es Gelegenheit geben, zu zeigen, was ich kann. Um
ehrlich zu sein, ich wusste es nicht.
Nun, da standen wir, vier Damen und zehn (oder elf) Herren, bereit alles zu geben
um im Enkheimer Ried um den Titel zu kämpfen. Die Route war allen bekannt,
weil alle Teilnehmer aus der Region waren und die beiden aus Groß-Gerau auch alte
Frankfurter waren. Genauer gesagt, kannte ich die Route noch vom Laufen aus meiner
Zeit als Marathonläufer, so dass ich mich schon nicht verfahren würde.
Die Wettkampfbesprechung war sehr umfangreich und als fast jeder Stein erwähnt
wurde, bekam ich Zweifel, ob ich den Wald nicht unterschätzt hatte. Die Männer
hatten zwei Runden zu etwas mehr als 10 km zu fahren und eine kleine
Abschlussrunde um das Enkheimer Ried. Die Frauen hatten nur eine große Runde,
dafür am Ende aber drei kleine.
Zweifel hatte ich auch an meiner Ausrüstung. Alle anderen hatten Rückentaschen
oder sogar Trinkrucksäcke dabei. Als Langstreckenläufer hatte ich, bis auf den
Autoschlüssel, auf jeden Ballast verzichtet. Nur Frank war ebenso spartanisch
ausgerüstet wie ich.
Beim Warmfahren war ich unsicher, wie warm es noch werden würde, noch waren es
angenehme 20 Grad.
Dann gingen wir zum Start. Der Startplatz war gut gewählt, die Start-Ziel-Gerade
bestand aus einem etwa 150 Meter langen Streifen Asphaltdecke, nur falls es zu
Endspurts kommen sollte, wie mir versichert wurde. Sollte es hier so heiß
hergehen?
Es gab sogar eine Zuschauertribüne, in Forum eines Hügels, von wo aus uns
spontan zwei oder drei Familien beim Start anfeuerten. Der Start ging dann sehr
zivilisiert und rücksichtsvoll über die Bühne. Aber nicht weniger langsam. Das
Tempo das hier vorgelegt wurde, war unglaublich hoch und sehr berauschend.
Viellicht lag es am Asphalt, der bald durch einen Naturweg abgelöst wurde.
Nein, auch hier unvermindert hohes Tempo. Dieser Weg war Extraklasse, ich fand
ihn sehr schnell und ich bewegte mich schon an dritter Stelle im Feld. War ich
zu schnell oder die anderen zu langsam?
Es ging zunächst einmal direkt um das "Ried", ein knapp 500 Meter langer See der
von einem Naturschutzgebiet umgeben war. Diese erste Runde um den See ließ
sogar einen Blick in die Landschaft zu, was ich aber sofort bereute, als ich
einmal deutlich strauchelte. Hinter mir musste dadurch jemand bremsen und mir
wurde bewusst, dass wir drei an der Spitze uns noch lange nicht vom Rest
des Feldes abgesetzt hatten. Es waren ja auch erst 1,5 km gefahren. Peter war
hinter mir in die Eisen gestiegen und ich entschuldigte mich bei ihm, er sah es
aber locker. Im Schlepptau hatte er noch seine Frau dabei. Wir waren vorne also
noch zu fünft, nein, eigentlich waren die ersten beiden schon zu weit weg, schon
fast 100 Meter.
Sofort kam etwas Ruhe auf und der Rest der Runde um das Ried ging auf einem
erstklassigen feingeschotterten Weg, leicht bergab, fast zurück zum Startpunkt.
Nach knapp 3 km, Rundenende und mein Schnitt lag über 18 km/h. Ich nahm etwas
raus. Peter war mit seiner Frau bereits zurückgefallen, vor mir war, ich weiß
den Namen nicht mehr, und Frank war längst über alle Berge, die es in diesem
Wald gar nicht geben sollte.
Bei km 3,5 wurde der Weg rauer. Mein Tempomacher war jetzt knappe 100 Meter vor
mir, ich ertappe mich, wie ich auf die Uhr schaute, um den Abstand in Sekunden
zu ermitten. Ich ermahnte mich, mein Rennen zu fahren, der dritte Platz bei
Süddeutschen Meisterschaften wäre schon ein toller Erfolg. Besser wäre es, ihn
zu verteidigen, bevor noch von hinten jemand kommt.
Der Boden wurde immer schwerer, zahlreiche, ich nenne es einfach
„Naturkopfsteinpflaster-Abschnitte“ zwangen zur Aufmerksamkeit. Jetzt ging es
leicht bergauf und der leicht feuchte Sandboden kostete Kraft. Ich hielt den
Abstand zu meinem Schrittmacher, was mich beruhigte, denn meine Stärke war
früher oft die zweite Wettkampfhälfte. Nach gut 5 km ging es am zweiten von
drei Seen vorbei.
Die Landschaft war eigentlich zu schön um durch sie hindurchzurasen, wir waren
immer noch sehr schnell, aber es fühlte sich noch gut an. Als ich den See
umrundet hatte, sah ich zwei Verfolger nicht allzuweit hinter mir, zwei Männer,
also war mindestens einer von ihnen aufgeschlossen. Sollte ich mich einholen
lassen, um in einer Dreiergruppe Kraft zu sparen?
Doch der Weg wurde jetzt sehr rau, was volle Konzentration erforderte. Nach
7 km bog ich in einer Haarnadelkurve scharf ab um dann eine Autobahnbrücke zu
erklimmen. Mein Pacemaker machte einen guten Eindruck und er stürmte regelrecht
den Berg vor mir hoch. Ich hielt mich etwas zurück, da ich kein beherzter
Abfahrer bin. Bergab war mein ferner Begleiter zunächst außer Sichtweite, aber
auf der nächsten Geraden konnte ich ihn wieder sehen. Er hatte seinen Vorsprung
auf 40 Sekunden ausgebaut. Ich hoffte, dass hinter mir eben so viel Abstand war.
Bei km 8 sollte der schönste Teil der Runde kommen, eine Umrundung des Waldsees,
was aber auch der schwierigste Teil werden konnte. Zu dumm, noch bevor ich auf
die Seerunde abbiegen konnte, kam mir schon Frank entgegengerast, dass mussten
schon einige Minuten Vorsprung sein.
Die Runde war sehr schön, aber schwer. Zwei kurze, giftige, geschotterte Anstiege
und zwei, mir bereits bekannte, Querschwellen, brachten mich jetzt an meine
Grenzen. Nach 9 km wieder "fester Boden" unter den Füßen, aber alles schwankte
noch ein wenig. Ich hatte überzockt und nahm erst einmal das Tempo deutlich
heraus. Mein Verfolger lag eine beruhigende viertel Seerunde zurück. Im
Gegenverkehr kamen mir noch ein paar Mitstreiter und alle Frauen entgegen, es
ging zurück zur Autobahnüberführung. Bei den Frauen war der Rennverlauf wohl
etwas spannender als bei den Männern, drei führten im Pulk, eine lag etwas
zurück. Aber das Gemeine war, sie sahen kaum angestrengt aus und sie
unterhielten sich anscheinend, wie frech!
Ich sah auch wieder meinen Pacemaker vor mir, es hatte ihn scheinbar rund um
den Waldsee mindestens genauso gebeutelt wie mich. Der Abstand betrug nur noch
knappe 35 Sekunden, aber zum Aufschließen zitterten mir noch zu sehr die Beine.
Über die Autobahn ging er dann weniger dynamisch zur Sache. Ich nahm sogar noch
etwas Tempo raus um die Abfahrt sicher zu schaffen. Es wurde wärmer und mir war
klar, dass ich zu schnell begonnen hatte - ich nahm nochmals Tempo heraus. Und
ich hätte gern etwas getrunken, doch jetzt musste ich den Preis für "unbeschwertes"
Cross-Skating zahlen. Hoffentlich hielten die Reifen, ich würde bei einer Panne
vielleicht nur einen Platz verlieren und nahm mir vor, auch bei weiteren
Wettkämpfen nicht mehr ohne Ersatzrad im Gepäck anzutreten.
Die ersten 10 km in fast genau 38 Minuten, das konnte nicht bis zum Ende gut
gehen und gut ging es mir auch nicht mehr. Jetzt kam wieder die schöne Runde um
das Ried. Sie lief leicht und ich erholte mich etwas. Nun konzentrierte ich mich
vor allem auf einen guten Stil und ein gute Ideallinie. Das half mich wieder
besser zu fühlen. Ohne meinen Schatten, der mir voraus eilte, hätte ich nicht
bemwerkt, dass dies ein Wettkampf war, dann sonst bekam ich niemanden mehr zu
Gesicht.
Dann wieder vorbei an dem zweiten See ohne Namen. Mein Zugpferd lag zwar noch
motiviernd vor mir, aber ich konnte mir kaum vorstellen, diesen eindeutigen
Abstand an irgend einer Stelle auf dieser Runde zufahren zu können. Oder war
der Absatnd geringer geworden? Ich wollte messen, aber bei km 16 forderte der
raue Weg so viel ab, dass ich mehrere Fahrfehler machte und ich zweifelte jetzt
sogar, ob ich die 23 Kilometer überhaupt schaffen würde. Malte, konzentrier dich!
Dann "beruhigte" sich der Boden und auch meine Bedenken. Doch, mein Mitstreiter
war nicht größer geworden, sondern mein Abstand kleiner. Keine 20 Sekunden
trennten mich von ihn und ich begann zu taktieren. Ich nahm mir jetzt fest vor,
ihn einzuholen. Am besten kurz nach dem Waldsee, weil ihn die schwere Umrundung
offenbar noch mehr in Mitleidenschaft gezogen hatte, als mich. Aber der Abstand
schrumpfte schon jetzt, weil ich unbewusst beschleunigt hatte. Kurz vor der
Autobahnbrücke war ich 5 Sekunden hinter ihm. In seiner Stärke, Bergauf, wollte
ich ihn nicht angreifen, aber auch nicht viel verlieren. Natürlich sah er mich
und trat an, was deutlich kraftloser aussah als auf der ersten Runde. Dieses Tempo
traute ich mir noch zu und hängte mich dran. Ich kam dann sogar näher und dann
ging meinem Tempomacher plötzlich die Luft aus und kurz bevor wir oben waren,
überholte ich ihn. Er grinste nur und meinte, "zu schnell angegangen". "Ich auch,
Danke für’s ziehen", antwortete ich.
Bergab hing er dann aber noch an mir dran und kam sogar näher. Dann hörte ich
seinen Stock kratzen, weil er offenbar einen Fahrfehler gemacht hatte. Frank hatte
uns extra vorher noch vor einer tiefen Abfahrtshocke gewarnt. Dann schloss mein
Mitstreiter auf, in tiefer Abfahrtshocke!
Ich ließ ihn schließlich wieder vorbei, weil ich mir bessere Chancen beim
Endspurt ausrechnete.
Vor der Runde um den Waldsee, überholte ich ihn aber wieder kurzentschlossen,
weil ich mir sicher war, dort einen Vorsprung gut zu machen. So war es auch.
Nun an zweiter Stelle war es schwer den Vorsprung zu messen, aber ich hörte
keine Stockgeräusche von hinten und schätze, dass ich gut 50 Meter voraus sein
musste.
Bei der letzten Überquerung der Autobahnbrücke gab ich aus taktischen Gründen
etwas Gas, was überflüssig war, wie sich später herausstellte. Bergab bereute
ich mein beherztes Vorgehen, denn ich war dabei sehr unsicher auf den Beinen.
Der Boden war ab jetzt toll und ich zweifelte nicht mehr daran gut anzukommen,
wenn auch alles immer kraftloser wurde und mein Hals trocken war.
Die letzte kleine Runde um das Ried lag noch vor mir und ich kam auf die
Zielgerade, zwei Skater waren vor mir, aber zum Glück war Frank noch nicht im
Ziel. Zu früh gefreut!
Von rechts hinten kam etwas Blaues aus der Riedrunde geschossen, ich wich nach
links aus uns hörte von hinten nur ein kurzes „bleib links“, was ich sowieso
vor hatte. Frank spurtete rechts an mir vorbei und hing fast 10 Meter vor mir
über die Ziellinie. Er hatte noch Luft für ein: „Super, weiter so“.
Dann überholte ich eine Frau und kurz danach eine weitere Frau, die sichtbar
langsamer war als die andere.
Diese letzte Runde genoss ich und kam zu dem Schluss, dass die Streckenauswahl
ideal getroffen war. Leicht beginnen, leicht beenden und in der Mitte eine
Strecke die zwar leicht zu laufen, aber für Cross-Skating schon sehr
anspruchsvoll war. Immerhin ging es ja um den süddeutschen Meistertitel. Dann
aber als die Ziellinie näher kam, spürte ich, dass meine bisher längste Strecke
über 44 km auf Asphalt weniger anstrengend gewesen war, als dieses
23,3 km-Rennen. Für einen Endspurt fehlte dann doch die Kraft. Als ich in
1 Stunde 29 Minuten ins Ziel wankte, waren schon zwei da. Ich war beruhigt,
denn eine der Gestalten entpuppte sich zum Glück als die erste Frau, Alena aus
Groß-Gerau, die ihre 18,5 km in sagenhaften 1:21 Stunden geschafft hatte. Aber
ich hatte es immerhin zum Süddeutschen Vizemeister im Cross-Skating gebracht.
Mein Verfolger lag am Ende fast 3 Minuten zurück. Ein wenig stolz bin ich schon
darauf und sehr glucklich, dass es diesen fantastsichen Sport gibt und solche
kleinen und engagierten Wettkämpfe.
Eins verspreche ich euch allen, wir sehen uns wieder, ich bin jetzt motiviert,
wie zu meinen besten Marathonzeiten vor etwa 6 bis 8 Jahren (Bestzeit 2:34 Std.)!
Malte R.
[Formatierung von der Red. nachgebessert]