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    Warum entwickelt sich die "offizielle Lehrmeinung" über Cross-Skating kaum weiter?

    Frank Röder
    Frank Röder


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    Warum entwickelt sich die "offizielle Lehrmeinung" über Cross-Skating kaum weiter? Empty Warum entwickelt sich die "offizielle Lehrmeinung" über Cross-Skating kaum weiter?

    Beitrag  Frank Röder Di 28 Jun 2011 - 0:16

    Damit zu tun, hat sicher, dass auch durch die Trainer viele "Gerüchte" weitergegeben werden, also Dinge, die der Trainer selbst nicht so genau weiß oder nicht selbst überprüft hat. Es existieren Dutzende solcher "Hörensagen-Erkenntnisse", manche sind sogar intuitiv richtig, viele jedoch überhaupt nicht. Trotzdem halten sie sich hartnäckig, weil sie irgendwo geschrieben stehen und offenbar nie korrigiert wurden. So lange sich keine spezielle Lehre des Cross-Skating Sports durchsetzt, werden solche zweifelhaften "Lehrmeinungen" das Nivaeu im Ausbildungsbereich qualitativ immer wieder herunterziehen. Auch simple technische Zusammenhänge werden oft total verkehrt erklärt.
    Hier nur ein paar Beispiele...

    "Man bekommt einen längeren Abstoß, wenn man sich über den Vorfuß abstößt."
    => Mit einem üblicherweise fersenfixierten Cross-Skate ist dies durch den verlängerten Vorfußbereich technisch nicht möglich (zu langer Hebel, fehlende Spurtreue). Dies ist nur mit einem Klappmechanismus möglich, sofern zwei Räder Bodenkontakt behalten (Spurtreue eben). Egal, ob mit oder ohne Klapperatismus, man fährt mit Vorfußabstoß immer etwas unsicher, wenn man auf rauem oder weichem Boden unterwegs ist. Noch nicht einmal Speedskater stoßen sich auf Aspahlt heute noch über den Vorfuß ab. Anstreben sollte man aus fahrtechnischer Sicht einen Vorfußabstoß auf Cross-Skates besser nicht.

    "Man muss bei Skates mit eigenem Schuh, beim Anlegen immer den oberen Verluss zuerst schließen und beim Ablegen als letzten öffnen."
    => Wer mit offenen Verschlüssen im Cross-Skate nicht stehen kann, muss zunächst akurat an dieser Grundlage arbeiten. Ein "Festbinden" am Skate nützt gar nichts, wenn man schon beim Stehen auf diese Anbindung am Skate angewiesen wäre. Aus Gründen der Aufmerksamkeit wäre es höchstens sinnvoll den wichtigsten Gurt, nämlich den Sprunggelenkgurt, als ersten anzulegen, damit man ihn am sorgfältigsten anlegt. Aber in der Regel vergisst man ohnehin keinen Gurt zu schließen. Daher ist die "richtige" Reihenfolge keine besondere Weisheit, sondern schnurzpiepegal.

    "Bei Skates mit eigenem Schuh soll man mit dem Fuß so dicht wie möglich am Vorderrad stehen."
    => Ganz im Gegenteil! Um sicher und kontrollierbar zu fahren, positioniert man den Schuh oder auch Boot so weit wie möglich nach hinten ans Hinterrad heran. Die Fahrt wird so geschmeidiger, leichter und sicherer. Außerdem reicht bei manchen Skates, wie dem Skike V07, die Bremsverstellung nicht weit genug in den "bissigen" Bereich hinein, wenn der Schuh zu weit vorn platziert wird. Gegen den Abflug nach hinten, sollte die Bremse ohnehin streng eingestell sein. Auch Skater mit kleinen Schuhgrößen stellen häufig, mit steigender Erfahrung, den Radstand ihrer Skates in Richtung "ganz lang", weil für sie die erwähnten Vorteile, den geringen Verlust an Handlichkeit überwiegen. Die Erkenntnis auf weichem oder rauem Boden sehr "hecklastig" zu fahren, wird auch in anderen Sportarten, wie Tiefschneeskilaufen, Mountainbiken, BMX oder Motocross angewendet.

    "Die Stöcke erhöhen die Sicherheit, weil man sich mit ihnen Abstüzen oder Abfangen kann und sie eine Balancehilfe sind."
    => Leider gab es schon Tote und Schwerverletzte, weil sich mancher darauf verlassen hat. Stöcke sind willkommene Antriebshilfen, die aber sehr überlegt eingesetzt werden müssen, damit sie eben nicht zur Gefahr werden. Fahren mit Stöcken ist technisch schwieriger als ohne. Wer sich damit abstützt, hat wichtige Grundlagen der Beintechnik noch nicht gelernt und wird sie so auch nicht richtig lernen. Dann heißt es methodisch um 180 Grad wenden um aus dieser didaktischen und sicherheitstechnischen Sackgasse wieder herauszukommen.

    "Auf Skates mit Wadenbremse bremst man durch Gewichtsverlagerung."
    => Derzeit gibt es auf dem Markt keinen Cross-Skate der durch Gewichtsverlagerung gebremst wird. Wer jedoch beim Bremsen mit Wadenbremsen das Gewicht nach hinten verlagert, koordiniert notwendigerweise sein Gleichgewicht mit der einsetzenden Bremswirkung. Man darf also Ursache und Wirkung nicht verwechseln, sonst prägt man sich die Wirkungsweise der Wadenbremse falsch ein, weil man sie sich (oder schlimmer noch, anderen) verkehrt erklärt.

    "Skates mit Wadenbremsen bremst man mit geraden Knien, Könner stellen die Bremse sogar noch später ein."
    => Ebenso falsch. Natürlich kann jeder eine Bremse so gefährlich oder unwirksam einstellen, wie es ihm Spaß macht, aber bremsen mit geraden Knien ist einer der Grundfehler, den man Anfängern schon in den ersten Übungsminuten abgewöhnt, weil man mit geraden Knien die sichere Grundhaltung auf den Skates aufgibt. Und warum ausgerechnet "Könner" eine sichere Haltung noch stärker aufgeben sollen, entzieht sich meinem Trainerverstand. Wadenbremsen sind optimal und sicher eingestellt, auch für Könner, wenn sie mit leicht gebeutgen Knien betätigt werden können und entfalten erst so ihre Zweitfunktion als Rückfallschutz und für Könner als technisches Korrekturwerkzeug für das Gleichgewicht bei Extremtechniken.

    "Cross-Skating ist wie..."
    => Dann kommen oft Vergleiche mit diversen Sportarten, am häufigsten Skilanglauf. Daher ist dieser Vergleich pauschal falsch! Cross-Skating ist wie Cross-Skating, es gibt spezielle Anforderungen und Techniken, die es nur in unserer Sportart gibt. Wer exakt unterscheiden kann (und das müssen Traienr können), darf in bestimmten Teilberichen Vergleiche mit anderen Sportarten ziehen, wo der Cross-Skating Sport Übereinstimmungen, Ähnlichkeiten oder Unterscheide zu jenen Sportarten aufweist. Dies muss aber präzise erklärt werden, weil sich sonst ein diffuses Gemisch aus bekannten und neuen Bewegungsmustern einprägen kann und man koordinativ kaum zwischen den Sportarten hin- und herschalten kann. Dies erfordert selbstverständlich auch eine präszise und mitunter eigene Sprachanwendung (Fachvokabular des Cross-Skating Sports) in unserem Sport, sonst ahmt man nur nach, was man auf Cross-Skates nicht nachahmen kann, nämlich einen anderen Sport. Manche schaffen sich durch dieses permanete Schielen zu einer anderen Sportart ein dauerhaftes Indetifikationsproblem mit dem Cross-Skating Sport, das den Lernprozess verzögert.

    "Seitliche Verstellmöglichkeiten sollte man beim ersten Anlegen des Sportgerätes sofort einstellen."
    => Das wäre unangemessen überreagiert. Seitliches Verschieben des Schuhs auf dem Skate und/oder Kippen der Unterschenkelstütze ist zwar beim manchen Skates möglich, aber er wäre verkehrt, daran zu viel "herumzudoktern", bevor man seine eigentliche Position auf dem Skate gefunden hat. Fast jeder nimmt beim Erstkontakt mit Cross-Skates zunächst eine mehr oder weniger ausweichende und nicht optimale Haltung ein. Daran muss gearbeitet werden, bevor man den Fuß auf dem Skate anders positioniert. So gibt man dem Körper die Chance eine Fehlhaltung oder muskuläre Dysbalance aus eigener Kraft zu korrigieren, bevor man sie durch Einstellarbeiten weiterhin "unterstützt". Extreme Fehlhaltungen sollten aber schon korrigiert werden um keine Überlastung zuzulassen. Um das Probelm zu verdeutlichen und weiterhin daran zu arbeiten, sollte man die Fehlhaltung durch Einstellen am Gerät nur zu etwa zwei Dritteln korrigieren und den Rest belassen um die Korrekturaufgabe zu verdeutlichen (sofern keine Beschwerden auftreten)

    Die Zutaten für eine langfrisig notwendige autonome Entwicklung unserer Sportart, sind Bewegungsanalysen, eigenständige Übungsreihen und Kreativität. Immerhin gibt es schon etwa zweieinhalb mal so viele Fortbewegungstechniken beim Cross-Skating, als sie beim Skiskating unterrichtet werden.

    Frank

      Aktuelles Datum und Uhrzeit: Sa 23 Nov 2024 - 1:42